Reaktionen, Kritiken, Meinungen

„Mit den alten Berliner Dorfkirchen haben Sie mir eine sehr, sehr große Freude bereitet. Gott schenke ein gutes neues Jahr! Ihr Scharf"

Brief von D. Kurt Scharf, Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, 12. Dezember 1967
 
"Jörg Schulze (Jahrgang 1940) engagiert sich in seinen Bildern, er weist auf politische und soziale Missstände hin. Er nimmt sie ‚aufs Korn’, nicht verbittert, sondern ironisch. Da sind die alten Berliner Cafés, mit ihren gelangweilten Gästen, Rentner, die sich im Park versammeln, oder die zwei großen Köpfe der ‚TV’-Radierung’, die gebannt auf einen Fernsehschirm starren, auf dem, hinter Gittern, ein Stück Natur zu sehen ist."

Suzanne Koranyi am 9. Mai 1972 in der Bonner Rundschau anlässlich der Ausstellung „Jörg Schulze- Gerhard Keller“ in Landwirtschaftsministerium, Bonn
 
„Der Graphiker Jörg Schulze, der seit einigen Jahren in Bonn-Bad Godesberg lebt, hat ein besonderes Gespür für Städte. (..) So entsteht zur Zeit ein Triptychon Bonn. Es ist eine große Komposition, die aus mehreren Platten zusammengesetzt wird. In der Mitte sieht man über die Köpfe dicht gedrängter Menschen auf einer Terrasse auf das Siebengebirge. Auf den schmaleren Seitenflügeln erscheinen das Abgeordnetenhochhaus und das Münster. Bonn ist ein Kosmos von Gestrigem und Heutigem, von Natur und Architektur, in dem der Mensch einen beherrschenden Platz einnimmt. Aber er ist anonym, von rückwärts gesehen.“

Dr. Irmgard Wolf im Oktober 1974 in der Zeitschrift „Bonn Information“
 
"Graphik, von seiner Ursprungsbedeutung das Schreiben, kennzeichnet Schulzes Werk in ganz eigener Weise. Die Radierungen wollen zur vollen Entfaltung ihrer Legende ganz aus der Nähe gelesen werden. Hervorragende Beispiele für diese dem Werk innewohnenden Zwang zum Entziffern sind die verschiedenen gewissermaßen aufgeschlitzten menschlichen ‚Behausungen’ wie Gebäude, Busse und anderes. Das Bonn-Triptychon sowie die dieses ergänzenden Studien zur künstlerischen Entstehung des ‚Langen Eugen’, dem linken Flügel des genannten Triptychon, vermitteln eben nur dem, der sich einem näheren Studium unterzieht, einen Blick in die ‚Eingeweide’ dieses von tausend menschlichen Ameisen durchwimmelten Turmes. (…) Schulze besticht weit über die Bewunderung für seine technische Präzision hinaus durch einen satirischen Menschenblick von ausgemachter Individualität.“

Annelie Pohlen am 17. März 1975 im Bonner General-Anzeiger anlässlich der Ausstellung im Wohnstift Augustinum, Bonn
 
„Für den Bonner Jörg Schulze ist der Reißverschluss das Sinnbild der durch die Wahrnehmung beschränkten und manipulierbaren Erkenntnis, ein Gebrauchsgegenstand, der den vordergründig schönen Schein zusammenhält und dahinter die Substanz verbirgt – zieht man ihn auf, werden Einsichten in andere Schichten der Wirklichkeit möglich, lässt sich Struktur und Bedingung der Phänomene erkennten. – Während frühere Feder- und Buntstift-Zeichnungen diesen Symbolcharakter betonen, konnte er die Gefahr der Abnutzung bis jetzt der Konkretisierung der Aussage entgehen: Die Zivilisationserfahrung Reißverschluß wurde zum monumentalen bildlichen Gestaltungsmittel, um die Zivilisation kulturkritisch zu beleuchten , das Auseinanderplatzen von wuchernder Technik und natürlichen Bedürfnissen des Menschen darzustellen.“

Martin Schmidt-Roßleben am 21. Januar 1978 im Bonner General-Anzeiger anlässlich der Ausstellung „Uschi Lüdemann . Jörg Schulze“ in der Galerie Rolandshof, Rolandseck-Remagen
 
„Von Jugend an ist dieser Mann leidenschaftlich dem inneren Zwang zum Zeichnen verfallen. Hinzu tritt die Ausdauer, wie man sie in dieser Intensität nur selten antrifft. Sie befähigt ihn, ganz ungewöhnlich große Flächen nicht etwa nur zu füllen, sondern kompositorisch wir zeichnerisch ebenso souverän wir originell zu gestalten. (…) Bestes Beispiel dafür: das Opus ‚Faszination – Bedrohung’ (1977), mosaikartig zusammengefügt aus 50 kleinen einzelnen Federzeichnungen zu einer Gesamtansicht von 1,10 m zu 1,70 m. Da ragt im Mittelgrund ein monströser Reißverschluß, zugehörig zu einer riesigen Industrieanlage rechts, nach links hinüber, in blühende Kulturlandschaft. Zöge man ihn zu – ein Goliath müsste es sein – verschlänge er sie und uns. So sehr also Jörg Schulze einerseits von der Technik fasziniert ist, so klar erkennt es andererseits ihre Drohgebärde und die Gefahr der Gigantonomie“. Und zum Bild „Großbaustelle am Siebengebirge“: Viel Apokalyptisches findet sich auf diesen Darstellungen einer modernen Bilderbibel. Weil sie mit der Zeichenfeder gewissermaßen geschrieben sind, wollen sie auch gelesen werden. Dabei gerät der Erzähler niemals in genrehafte Kleinigkeit. Ihn beschäftigen vielmehr Distanzprobleme und Fragen des Raumes.“

Professor Hannes Schmidt im Ausstellungskatalog der Ausstellung „Uschi Lüdemann . Jörg Schulze“ in der Galerie Rolandshof, Rolandseck-Remagen
 

"Gruppe „Zet“ ganz persönlich 
Ungewöhnlich an der Gruppe ist, dass sie nicht unbedingt durch Gemeinsamkeiten in der Kunst, als vielmehr durch den persönlichen sehr freundschaftlichen KONTAKT IHRER Mitglieder zusammengehalten wird, zwischen denen Jörg Schulze eine alles verbindende Zentralfigur, einen ruhenden Pol darstellt.– die Gruppe ist zwar klein, steckt aber voller Ideen. Wenn sie gemeinsam an die Öffentlichkeit tritt, ist stets ein ausgefallenes Kunstereignis zu erwarten. – Während der Bundesgartenschau 1979 startete man die Kunstaktion „BuGa-Beutel“, bei der die Spaziergänger einen Plastikbeutel ausgehändigt bekamen, mit dem Auftrag, beliebige, auf der Ausstellung gefundene Gegenstände darin zu sammeln. Die riesige Zahl der abgegebenen Beutel wurde später sortiert, klassifiziert (in in „ästhetisch empfundene“ Beutel, Abfallbeutel und anderer)( und zu Gesamtkunstwerken zusammengestellt. – Ob die Gruppe nun ein Denkmal für eine Behindertenwerkstätte entwirft oder auf dem jährlichen Treffen des Bonner Kunstvereins statt fertiger Bilder aus Lebkuchen gebackene „Zets“ mitbringt und diese Anfangsbuchstaben der Gruppe während der Veranstaltung mit Speisefarben bemalt,so dass zahllose vergängliche Kunstwerke entstehen; immer werden überraschende Lösungen gefunden. (…) ((Weiter unten im Text zu den Tagebuchblättern von Jörg Schulze)) Jedes dieser Blätter ist die Erinnerung oder Erfahrung eines einzelnen Tages. Jörg Schulze stellt dann die Einzelblätter auf einer großen Bildtafel zusammen, die durch einen speziellen Themenbereich die Zeichnungen inhaltlich zusammenhält. (…) Wenn man an eine tafel herantritt, bemerkt man plötzlich, dass eine scheinbare Schraffur in Wirklichkeit aus handschriftlichen Notizen besteht und sich zwischen feinen Linien winzige Figuren tummeln. Die großformatigen Bilder stecken voller Überraschungen im Detail. Diese Tafeln, die Jörg Schulze mit Hilfe von Rahmen und haken zu einer einzigen Reihe, einer „Zeitschlange“ zusammenfügt, stellen wohl ein einmaliges Selbstporträt und Tagebuch dar."

Christiane Bobzin am 21. August 1981 in der Bonner Rundschau

 
„Jörg Schulze präsentiert eine höchst eigenwillige Montage von ‚Zeichnungscollagen’ in einer metallenen Stellage. Er hat im Überschreiten der medialen Grenzen von Zeichnung, Collage, Malerei, Text und Bild eine sehr persönliche Form exemplarischer Lebens- und Zeiterfahrung gefunden. Im Zentrum steht eine große Bildtafel, ein Selbstportrait als nackter Mann, provokant, sinnlich und traurig zugleich, fragend vor allem. Es gibt abgesehen vom Selbstportrait viele Spuren des persönlichen Bereiches, das Auto, Briefe, Aufzeichnungen über das soeben Getane. Es gibt viele Indizien der Bonner Umwelt, neutrale und humorige. Es gibt aber vor allem das kreative Moment des Irritierens durch vermeintlich Unvereinbares, Fantastisches, Komisches. Es ist eine nach außen wohl geordnete, im Innern bewußt archaische Aufzeichnung eines persönlichen Lebens als Exempel des Seins zwischen Freiheit und Zwang, Politik und Kunst, Banalität und Traum“.

Anneli Pohlen am 10. September 1982 im Bonner General-Anzeiger anlässlich der 3. Jahresausstellung der Gruppe Zet im „Haus an der Redoute“, Bonn-Bad Godesberg
 
„Die Erinnerung an das Gründungsdatum brachte jetzt noch einmal im Gärtnerhäuschen zusammen: Lila Mokerjee, Roncerel, Wolfgang Überhorst, Petra Siering, Jörg Schulze, Wolfgang Benz, P. B. Woschek, Wolf Ebener, Fredi Rast und Ilse Lippert. Viel Platz war nicht. So entschied sich Jörg Schulze lieber gleich, die kleinformatigen Tagebuchblätter seiner Figur „Oskar“ im Kasten sortiert zu präsentieren Und siehe da, die Sequenz fand mehr Beachtung als das, was an den Wänden hing. Jeder wollte mal wühlen und fündig werden.“

Beatrice Schomberg am 2. März 1987 im Bonner Generalanzeiger anlässlich der Ausstellung „10 Jahre Gruppe „Zet“ im Kurfürstlichen Gärtnerhaus, Bonn
 
„Italiens Wein fasziniert Schulze auf ungewöhnliche Art: die Rebstöcke von Montegrotto samt ihrer seltsamen Bindungen an den Stützpfahl gaben Schulze Modelle ab, die, in Farbe skizziert, mehr als bloße Abbildfunktion einnehmen. Die Kreuzform der Temperatafeln weist darauf hin: der Weinstockknorpel, personengleich, ähnelt dem gekreuzigten Christus. (…) Mit dem umgekehrten Effekt spielt Schulze in seinen Farbradierungen: von Nahem erscheint das, was als Rebstock-Knorz minutiös abgebildet ist, ein Teil der menschlichen Anatomie zu sein, eine Gelenkkapsel etwa…“

Evamarie Kaufhold Anfang Februar 1988 im Bonner Generalanzeiger anlässlich der Ausstellung „Burkhard Mohr, Plastik – Jörg Schulze, Malerei und Grafik“ im „Haus an der Redoute“, Bonn-Bad Godesberg
 
"Seit 1976 setzt Schulze seine Einzelzeichnungen zu großen Bildtafeln zusammen. … Umso überraschter war ich, bei meinem letzten Atelierbesuch, eine Installation von Malerei vorzufinden, die den zeichnerisch dokumentarischen Teil abgespalten hat. (…) Zu der neuen Arbeit von Jörg Schulze gehören acht über einen Meter hohe Kreuze in T-Form mit Malerei sowie 16 kleinere Tafeln mit je drei Reiseskizzen aus dem Veneto. (…) Der Gewinn für die künstlerische Arbeit durch die Herausnahme von Malerei in Schulzes Installation stellt eine neue Ebene dar, die sich mit einer zweiten der ‚Zeitmontage’ überlagert. Hatte Schulze in seinen ‚Zeitmontagen’ schon eine überzeugende Form für die Durchdringung von künstlerischer Arbeit mit der Forderung des Tages gefunden, und damit auch eine Rechtfertigung der gelebten Zeit, bezieht er nun zusätzlich tradierte Bildvorstellungen der europäischen Malerei wie ‚Kreuzestafeln’ und ‚momento-mori-Darstellungen’ in seine Installation ein.“

Irene Kleinschmidt-Altpeter im Vorwort zum Katalog „Jörg Schulze – Malerei – Zeichnungen – Radierungen“ im Februar 1988 im Haus an der Redoute, Bonn-Bad Godesberg
 
"Jörg Schulze war mit Leib und Seele Graphiker. (…) Seine gegenständlichen Arbeiten spiegeln stets eine sehr persönliche Sicht der Dinge. (…) Aber Jörg Schulze der Graphiker ist nur der „halbe“ Künstler – er war auch ein großer Maler. Gar mancher war überrascht, als er seine Tagebücher der „Kleinen italienischen Reise“ ausstellte, und vor der Serie der Weinstockbilder erfuhren viele Kunstfreunde erstmalig wieder, dass zeitgenössische Kunst zu tiefen Aussagen fähig ist – Aussagen, die über das so oft geübte reine Nachdenken über die Kunstmittel selbst weit hinausreichen. Seine häufige Einbeziehung kurzer Textelemente in Bilder und gleichzeitig ein ästhetischer Kunstgriff, das vermeintlich abgeschlossene Nachsinnen des Betrachters neu zu beleben und unter anderem Blickwinken auf die gemalten Gegenstände zurückzuführen. – so bescheiden viele seiner Werke auch daherkommen mögen, in jeder seiner Arbeiten steckt ein hoher Anspruch. Ein Anspruch, an die Kunst, an den Betrachter und nicht zuletzt an sich selbst."

Aus dem Nachruf von Gerhard Charles Rump am 9. Februar 1990 in der Bonner Rundschau
 
"Als am 24. Januar 1990 die Nachricht vom Tode des Malers und Graphikers Jörg Schulze kam, wussten Kenner, dass die Bonner Kunstszene um eines ihrer geistvollsten, begabtesten und menschlich liebenswertesten Mitglieder ärmer geworden war. Er schien wortkarg, spröde und zurückhaltend in der Begegnung mit Menschen, stand immer hinter seinem Werk zurück, und es dauerte eine Weile, bis man in ihm den klugen Gesprächspartner entdeckte, der Zeit und Zeitgeist in seinen oft brillant formulierten Anmerkungen auf die spitze Feder nahm."

Aus dem Nachruf von Irmgard Wolf in den Godesberger Heimatblättern Nr. 28/1990
 
"Am Küchentisch – Zu den Tagebuchblättern Ein kleiner Kobold, eine Figur, die sich aus wenigen geometrischen Körpern zusammensetzt, tollt sich durch die meisten der Tagebuchblätter von Jörg Schulze aus dem Jahre 1986. Er nannte diese Gestalt „Oskar“. Sie ist das Ergebnis täglicher Arbeiten, die der Künstler spät abends am Küchentisch ausführte. Neben seiner Werkstatt und seinem häuslichen Arbeitszimmer war die Küche quasi sein dritter Arbeitsraum, Wirkungsstätte für den Tagesabschluss. Hier saß er, umgeben von Kaffeetasse, Radio, Telefon und ein paar Arbeitsutensilien. Er genoß es, sich nach den Mühen des Tages, nach diszipliniertem Arbeiten dem Vergnügen hinzugeben, entspannt zu fabulieren, Ereignisse des vergangenen Tages zu reflektieren. Die Arbeit wurde oft von Lachen begleitet, von Erzählen, Zwischenfragen und Kommentieren, unterbrochen von Telephongesprächen mit anderen nachtschaffenden Künstlern. Tagebuch hat Jörg Schulze mit Unterbrechungen seit seiner Jugendzeit geführt. Aus geschriebenen oder illustrierten Texten wurden irgendwann Zeichnungen mit Dazugeschriebenem. Zeichnungen und Mischtechniken waren eine Zeitlang Bestandteile größerer und kleinerer zusammenhängender Arbeiten wie z. b. die Tagebuchblätter der Italienreise in dieser Ausstel-lung. Er nannte diese Werke Zeitmontagen. Die Blätter, von denen hier die Rede ist, sollten nicht weiter verarbeitet werden. Sie wurden mit einem Tagesstempel versehen, gelocht und in Aktenordnern abgelegt. Ein bürokratischer Vorgang, der die Spontaneität und gelegentliche Unordentlichkeit der Blätter mit systematischer Ordnungsliebe verband. Zugleich wurde hier – Ordner für Ordner – Zeit materialisiert. Zeit zu erfassen, mit ihr umzugehen, sie sich selbst begreiflich zu machen, das beschäftigte Jörg Schulze viele Jahre. Und er versuchte festzuhalten, was in seinem Leben, im Leben anderer Menschen, an anderen Orten passierte. Viele der Blätter sind mit Angaben zu tagespoliti-schen Ereignissen (Perez in Marokko) oder kuriosen Ereignissen (Indianertreffen in der DDR) versehen. Die Blätter sind sehr persönlich, oft so sehr, dass sie für Nichteingeweihte unverständlich bleiben. Sinn der Arbeiten war, so denke ich, für Schulze einmal, seine eigene Situation darzustellen, zum andern, sich Vergnügen zu schaffen. Die Figur „Oskar ist teils als Selbstdarstellung zu verstehen, teils als Betrachter der eigenen Person. Das reduzierte Männchen schlüpft in viele Rollen. Es ist Maulwurf und Rentner, Bauchtänzerin und Funkenmariechen, Scheich und Sternengucker auf dem Mond. Es „wurschtelt“ zwischen den Hühnern im Hof herum, tankt bleifrei oder verspeist Matjes. Oskar kann froh und beschwingt, bedrückt und traurig, graziös oder plump sein. Die Körpersprache dieser kompakten Gestalt ist äußerst beredt, die Ausdrucksvarianten sind von erstaunlicher Vielfalt. Manchmal nimmt Oskar die Rolle eines Opfers an: als Angelköder, vertrieben als Asylant, gefüllt als Weihnachtsgans. Wobei allerdings nicht auszuschließen ist, dass der Gänsebraten-Oskar eher eine Würdigung guten Essens sein sollte. Zuweilen ist Oskar selbst ein Gegenstand, eine Mülltonne, ein Fußball, ein DDR-Päckchen. Er ist ein Wesen, das überall dabei sein kann, in seiner Umwelt agiert oder ihr ausgeliefert ist. Und es hat viel Sinn für Komisches, Skurriles und Makabres – wie sein Erfinder."

Liesel Schulze-Meyer im Katalog zur Ausstellung „Jörg Schulze“ in der Ausstellungsreihe „Kunst und Kranken-haus“ im Herbst 1991 im St. Elisabeth-Krankenhaus, Bonn
 
„Auf einem anderen Blatt telefoniert dieselbe Figur, wobei die kurze Notiz ‚aus den Ferien zurück’ eindeutig ein persönlicher Tagebucheintrag ist. Verknüpfungspunkte und Assoziationen zum privaten Leben des Künstlers und zu dessen weltpolitischen Anschauungen werden im Betrachter hervorgerufen. Erinnerungen an politisches Tagesgeschehen, so zum Beispiel ‚Sachorow wieder in Moskau’, ‚Wackersdorf 385 Verletzte’ oder ‚Olof Palme ermordet’ werden als einfache Bleistiftnotizen im Bildgeschehen zum Angelpunkt der Aussage.“

Yilmaz Dziewior am 4. September 1992 in der Bonner Rundschau anlässlich der Ausstellung „Jörg Schulze – Tagebuchblätter“ in der Galerie Steinmetz, Bonn